Wir soll(t)en Elefanten sein!

Elephant with balloonsAls ich Kind war mochte ich die Geschichten von Benjamin Blümchen. In jeder Folge hatte er einen anderen Beruf, konnte eine gänzlich andere Person sein – und das ohne tatsächlich eine Person zu sein. Egal was er anfasste – es gelang ihm. Die Herzen aller Einwohner seiner Heimatstadt Neustadt flogen ihm zu. Die Zeitung berichtete über ihn wie über einen Helden. Er hatte eine Frau, einen besten Freund und viele, viele Bewunderer.

Aber wie konnte ihm das gelingen?

Mit grauer Haut, einer viel zu großen Nase, einer Vollglatze und einem stattlichen Gewicht vom über 1500 Kilogramm wäre er normalerweise kein echter Gewinnertyp… ganz im Gegenteil! Im wahren Leben würde niemand zu ihm kommen um ihn als Feuerwehrmann, Astronaut oder Koch anzuheuern. Na gut, als Koch vielleicht schon. Aber die Sitze in einem Feuerwehrauto oder einer Raumkapsel wären definitiv zu eng für ihn.

Er hätte wahrscheinlich keine Frau und wäre umgeben von Menschen unter deren Kritik er täglich zu leiden hätte. Jeder Job wäre für ihn beschwerlicher als für all´die Anderen. Er hätte keine Bewunderer sondern Beobachter, die sich ständig über ihn lustig machen würden wenn er mit seinem dicken Hintern etwas umstößt oder bereits nach wenigen Metern keine Puste mehr hat um weiterzulaufen. Sein Körper würde ihn unentwegt zu Dingen zwingen, die er eigentlich gar nicht tun möchte.

Normalerweise wäre er ein Gefangener, ein Gefangener seines eigenen Körpers der jede Menge Probleme bereitet. Ein Körper vor dem es ihm ekelt weil er in seinem Leben schon so unaussprechlich viele Probleme bereitet hat. Jedesmal wenn er in ein Flugzeug steigen will, ein Mädchen anprechen möchte oder seinem Traumberuf nachzugehen versucht, ist sein Körper zur Stelle um ihm alles kaputt zu machen.

Stattdessen: Ein Leben in Glückseeligkeit.

Wie ihm das gelingen konnte? Ganz einfach: Er ist ein Elefant!

Er ist groß und dick, hat locker einen BMI von 50 und kann sich ohne Hilfe weder den Rücken kratzen, noch die Schuhe binden. Mit guten Freunden an seiner Seite ist das aber auch gar nicht so wichtig – das weiß er genau. Irgendjemand ist immer da um für ausreichende Körperhygiene und sicheres Schuhwerk zu sorgen… schließlich ist er ein Elefant! Dass er dick ist, gehört dazu. Er trägt keine Schuld daran. Dick zu sein, liegt in der Natur eines Elefanten. Glück gehabt!

Und wir? Was ist mit uns dicken Menschen?

„Wenn du ein Tier wärst, welches wärst du dann?“, lautet eine häufig gestellte Frage in den Persönlichkeitstests der Klatschblätter, in der psychotherapeutischen Behandlung oder zu später Stunde auf der einen oder anderen Geburtstagsfeier. Der Eine ist ein Löwe, die Andere ist ein Schwan, der Dicke ist ein Elefant – so lautet die Regel. Die Eine hätte statt Schwan auch Eichhörnchen, Pelikan oder Biber sagen können. Der Dicke ist immer der Elefant. Der kreative Dicke ist ein Nilpferd und der Dicke der es völlig übertreibt ist ein Pottwal – damit hat es sich dann aber auch schon. Es mag beim besten Willen keine Spannung aufkommen – für den Dicken gibt es keine andere Antwort. Alle erwarten „Elefant“. Andere Antworten sind unzulässig und werden mit Unverständnis und/oder Spott quittiert.

Also.. soll(t)en wir Elefanten sein?!

Gemütlich, lustig, sanftmütig und mit einem elefantösen Gedächtnis gesegnet… so ist er… der Elefant… ääääh… der Dicke… äääh… nein… ach, ist ja auch egal. Tatsächlich ist die Schnittmenge davon, wie die Gesellschaft uns Dicke als Person und einen Elefanten mit seinem „Charakter“ wahrnimmt, beachtlich! Alles wunderbare Eigenschaftendie uns im Innersten aber oftmals nicht vor Verletzungen schützen könnten.

Vielleicht sollten wir aus einem Elefanten ab und zu eine Mücke machen – die sind forsch und mutig…

 

 

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