Alkoholiker – Brothers in Arms?

AlkoholfalleAlkoholismus ist eine Erkrankung, die man in ihrer Schwere, ihrem Verlauf und ihren Auswirkungen nicht mit schwerem Übergewicht / Fettsucht gleisetzen kann – Achtung und Respekt gebieten es unbedingt mit Nachdruck zu erklären dass ich einzelne Facetten vergleichen, nicht Erkrankungen angleichen möchte!

Wenn man wissen möchte ob man gefährdet ist, dem Alkoholismus zu verfallen, sollte man auf der Website der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung folgende 14 Fragen beantworten:

  1. Wie oft trinken Sie in der Woche Alkohol
  2. Wenn Sie Alkohol trinken, wieviel Alkohol trinken Sie dann typischerweise an einem Tag?
  3. Wie oft haben Sie in den letzten 30 Tagen 4 oder mehr alkoholische Getränke an einem Tag getrunken?
  4. Haben Sie erlebt dass Sie in den letzten 12 Monaten dass Sie nicht mehr mit dem Trinken aufhören konnten, nachdem sie begonnen haben?
  5. Ist es in den letzten 12 Monaten passiert dass jemand Erwartungen an sie hat, die Sie aufgrund von Alkohol nicht erfüllen konnten?
  6. Ist es in den letzten 12 Monaten passiert dass Sie am Morgen Alkohol konsumiert haben, um sich nach viel Alkohol am Vorabend wieder fit zu fühlen?
  7. Hatten Sie in den letzten 12 Monaten wegen Ihrer Trinkgewohnheiten Schuldgefühle oder Gewissensbisse?
  8. Kam es in den letzten 12 Monaten vor, dass Sie sich nicht mehr an den letzten Abend erinnern konnten, weil sie getrunken haben?
  9. Hat in den letzten 12 Monaten ein Verwandter, Bekannter oder Arzt Bedenken wegen Ihres Konsums geäußert und vorgeschlagen dass Sie sich einschränken?
  10. Haben Sie in den letzten 12 Monaten eine Person unter Alkoholeinfluss verletzt?
  11. Ist es in den letzten 12 Monaten vorgekommen, dass Sie unter (zu viel) Alkoholeinfluss, Auto gefahren sind?
  12. Trinken Sie häufig während der Arbeitszeit oder in den Pausen Alkohol?
  13. Trinken Sie Alkohol, obwohl Sie Medikamente einnehmen die sich nach ärztlicher Anweisung nicht mit Alkohol vertragen?
  14. (Frage an schwangere Frauen) Sind Sie in der Lage, 9 Monate alkoholfrei bleiben zu können?

Bei den meisten dieser Fragen könnte man das Wort „Alkohol“ tatsächlich einfach durch das Wort „Essen“ ersetzen wenn man einen Fragebogen zur Aufdeckung von Fettsucht entwickeln möchte.

Tatsächlich haben beide Erkrankungen sehr viel gemeinsam:

  • Die Symptome / der Konsum verschlimmern
  • sich mit der Zeit
  • Man schämt sich für Sie
  • Sie zerstören Familien oder verhindern Diese
  • Sie können den Job gefährden
  • Sie ruinieren die Gesundheit
  • Sie können den Betroffenen finanziell ruinieren
  • … und Vieles mehr!

Entzugserscheinungen? Ähnlich:

  • Konzentrationsschwäche
  • Kopfschmerzen
  • Bauchschmerzen
  • Übelkeit bis hin zum Erbrechen
  • innere Unruhe
  • Schweißausbrüche
  • Kreislaufstörungen

Dann kommt der psychische Mechanismus: Heimliches Essen, heimliches Trinken. Scham und Selbstzweifel können ein ganzes Leben bestimmen und ein ganzes Leben ins Negative verkehren. Irgendwann ist dann auch der letzte Rest Selbstbewusstsein aufgebraucht – das bleibt auch im sozialen Umfeld nicht unbemerkt. Menschen ohne Selbstbewusstsein werden mit ihrer Unsicherheit wahrgenommen und haben fortan noch größere Probleme damit, sich zu behaupten, sich gegen Andere durchzusetzen sich Respekt oder einfach Wertschätzung zu verschaffen… sie tun was ihnen gesagt wird und haben große Angst davor, ihrem Gegenüber nicht zu gefallen. Für das soziale Umfeld wird es damit schwerer gemacht, de Süchtigen zu lieben und zu achten.

Was tut der Süchtige nun? Er glaubt den Auslöser für die Ablehnung seiner Person in den verschiedensten Situationen erkannt zu haben – sein Suchtmittel trägt Schuld! Ein Irrtum mit fatalen Folgen. Denn der tausendfach gelernte und exerzierte Griff zu Essen oder Alkohol verschaffen dem verletzten (Selbstwert)Gefühl vorübergehende Linderung und wird immer und immer wieder wiederholt. Dann folgt der emotionale Absturz. Durch den erneuten Griff zum Suchtmittel fühlt man sich gleich noch minderwertiger und schlechter und…

… wiederholt die Prozedur.

AbnehmfalleBei allen Gemeinsamkeiten gibt es aber doch ein paar Unterschiede:

  1. Eine Alkoholsucht ist ohne einen Entzug unter medizinischer Aufsicht mit einem sich anschließenden Verzicht auf Alkohol kaum zu kurieren und absolut nicht zu empfehlen.
  2. Die Alkoholsucht erfährt eine größere Prominenz in der Gesellschaft als die Fettsucht. Medizinisch gerne anerkannt werden zwar das Übergewicht und vielleicht auch die damit einhergehenden psychischen Probleme sowie die Folgeerkrankungen. Wenn man jedoch von „Sucht“ in Verbindung mit Essen spricht, starrt man weithin in leere Gesichter.

Alkoholsucht und die Sucht nach Essen sind nicht gleich, haben aber durchaus gleiche Mechanismen und oft die Selben Folgen für die Betroffenen und ihr Umfeld.

 

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